Das Brot des Architekten Theorien und Beobachtungen zur Kreativwirtschaft Zürichs
Frühjahressemester 2008
Kreativität avanciert zu einem neuen Leitbild, das alle gesellschaftlichen Teilbereiche durchdringt; Schöpferkraft und Expressivität, vormals ausschliesslich mit künstlerischer Arbeit assoziiert, werden zu Imperativen für die gesamte Arbeitswelt der Zukunft und zum Modell wirtschaftlichen Wachstums. Akteure, Praktiken und Szenen der Kreativwirtschaft rücken zunehmend auch in den Blick politischer Programme zu Städtemarketing und Standortförderung. Die allerorts erhobenen Statistiken zur Produktivität des kreativen Sektors zertifizieren den Creative Industries ein immenses Wachstumspotential. Die Euphorie um Kreativität unterschlägt jedoch die Paradoxien dieser neuen demokratisierten Daseinsform: Den Verlockungen von Projektorientierung und maximaler Gestaltungsfreiheit steht das Risiko prekärer Existenz und sozialer Entsicherung gegenüber. Aber zwischen Triumph und Scheitern liegt auch hier das ‘weite Reich des Durchwurstelns’. Architektinnen und Architekten sind massgebende Akteure der Kreativwirtschaft: Auf welche Art und Weise sind sie an der Etablierung des neuen Leitbildes Kreativität beteiligt? Über welche Anreize und Konsequenzen materialisiert sich f,r sie dieses Modell? Wir verfolgen die Fallstricke der sich angleichenden Logiken von Kunst und Geld anhand einschlägiger theoretischer Texte und Fallstudien in der Architekturszene Zürichs.